Zu allen Zeiten und in allen Kulturen findet sich der Wunsch, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Und wie geht der moderne Mensch mit Tod und Sterben um? Antworten gibt Professor Franz Josef Wetz, Philosoph und Ethiker an der PH Schwäbisch Gmünd.
In der NZZ mosert Slavoj Žižek darüber, dass seine Isolation im Home Office nun keine selbstgewählte mehr ist, sondern erste Bürgerpflicht. Schlimmer aber ist, dass man gar nichts von einer Ausnahmesituation mitbekommt, wenn man weiterleben kann wie bisher. Aber Lacan hat einige gute Tipps parat. (06.04.20)
Irgendwie ist Giorgio Agamben zum Stichwortgeber seiner Zunft in der Corona-Krise geworden. In der NZZ legt er nach und wundert sich, wie bereitwillig wir extreme Eingriffe in unser Leben hinnehmen, sofern sie dem Infektionsschutz gelten. Dieser Notstand wird politische Spuren hinterlassen. (07.04.20)
Die FR unterhält sich dagegen ganz entspannt mit Jürgen Habermas darüber, wie er die Unsicherheit in der Corona-Krise erlebt und warum es einen philosophischen Fortschritt im Verhältnis zwischen Glauben und Wissen gibt. Außerdem geht es um sein Buch „Auch eine Geschichte der Philosophie“ und seinen komischen Titel. (07.04.20)
Der Physiker Peter Grassmann blickt bei Telepolis auf den erfolgreichen Umgang Taiwans mit der Covid-19-Epidemie. Im Vergleich dazu hat Deutschland gründlich versagt, was politisch-systematische Gründe hat: Hier leitet kein Experte das Gesundheitsministerium, sondern ein Bankkaufmann mit Direktmandat und dem richtigen Parteibuch. (08.04.20)
Das Selbstbewusstsein macht ruhelos, weiß Otto A. Böhmer in der FR und blickt auf Sören Kierkegaard. Für den ist Selbstfindung stets auch eine Art Gottesdienst, mit dem er es jedoch auf lebensverkürzende Weise übertrieben hat. Also Vorsicht beim Grübeln über sich selbst! (08.04.20)
Aus Furcht vor einem Kollaps des Gesundheitssystems riskieren wir wirtschaftlichen Ruin und geben Freiheiten auf, was Thea Dorn in der ZEIT einiges Unbehagen bereitet. Denn es zeigt sich in der Krise unsere Unfähigkeit, mit dem Unvermeidlichen umzugehen und ihm würdevoll zu begegnen. (08.04.20)
Herbert Meyer hat bei Extinction Rebellion mitgemacht und berichtet bei Telepolis aus dem Inneren einer „ökopopulistischen Sekte“, die weniger an inhaltlichen Auseinandersetzung als an Masse und Aufmerksamkeit interessiert ist – und eher inquisitorisch auf interne Kritiker wie Meyer reagiert. (11.04.20)
Im DLF kommt heute die Lange Nacht über das spannende Leben des nicht nur Kinderbücher schreibenden Roald Dahl. Bei Essay und Diskurs führt uns Navid Kermani an den Osterfeiertagen in drei Teilen durch seine Hausbibliothek; zum Auftakt wird der Verleger Egon Ammann vorgestellt. Morgen beschäftigt sich Sein und Streit u.a. mit Simone de Beauvoir und der Ausgangsbeschränkung als Anfang aller Philosophie. Das Feature von Markus Metz und Georg Seeßlen über den Mars in der Popkultur kann und soll man gut nachhören; als ergänzende Lektüre sei LW47 zum gleichen Thema empfohlen.
Die Unordnung der Dinge
Adam Soboczynski zeigt sich in der ZEIT merklich entsetzt darüber, dass Chinas digitaler Überwachungsstaat in der Corona-Krise seine Überlegenheit über westlichen Liberalismus demonstriert haben könnte. +++ Das gesamte politische Spektrum schwärmt im pandemischen Stillstand von „Achtsamkeit“, beobachtet Jens Balzer unter den schönen Überschrift „Querfront der Entschleunigung“ in der ZEIT. +++ Der Tagesspiegel dagegen wundert sich, warum der Stillstand nicht für Muße genutzt werden kann, sondern allernorts Selbstoptimierung im Home Office stattfinden muss. +++ Wolfram Ette macht sich im Freitag systemtheoretische Gedanken über Kommunikation und Medien in Krisenzeiten. +++ Der Kampf geht weiter: Frieder Otto Wolf appelliert im Freitag an alle guten Geister, Herrschaftsstrukturen zu analysieren und Erkenntnis zu vermitteln, um den Kampf für unsere Lebensgrundlagen und eine befreite Gesellschaft nicht aufzugeben. +++ „Die Krise zeigt, dass die Veränderung notwendig ist“, schreibt Georg Diez in der ZEIT und macht eine Inventur der Ideen für eine bessere Gesellschaft im Danach. +++ Die FR unterhält sich mit dem Totalitarismus-Forscher Jason Stanley über die Corona-Krise als Chance für die Trump-Regierung, die US-Demokratie zu demontieren. +++ Friedensforscher Hans-Georg Ehrhart warnt im Freitag vor der Kriegsrhetorik und einer Normalisierung des Ausnahmezustands. +++ Die NZZ dagegen unterhält sich mit dem notorischen Optimisten Steven Pinker über die zwangsläufige Erholung von der Krise.